- Umgang mit möglichen Konsequenzen aus der Corona-Krise hat derzeit allerhöchste Priorität, professionelle Projektorganisation bereits etabliert
- Guter Auftragseingang im Q4 2019, obwohl im Wertpapier- und Blechdruck nicht alle erwarteten Aufträge erteilt wurden
- Strategisch wichtige Folgeaufträge im digitalen Dekor- und Wellpappendruck nach Geschäftsjahresende 2019 erhalten
- Umsatz 2019 auf Vorjahresniveau
- EBIT-Marge von 4,6 % unter der Zielgröße durch verschiedene Sondereinflüsse
- Deutliche Cashflow-Verbesserung im Q4
- 34,3 % Eigenkapitalquote
- Aussetzen der Dividendenzahlung für 2019 in Anbetracht der deutlich gestiegenen Unsicherheiten durch die Corona-Krise
- Auswirkungen der Corona-Krise auf Geschäftsentwicklung 2020 derzeit vollkommen offen
Koenig & Bauer ist mit der strategischen Fokussierung auf den Wachstumsmarkt Verpackung auf Kurs, um durch Umsatz- und Ergebniszuwächse in diesem Bereich die Abhängigkeit vom politisch volatilen und von Großprojekten dominierten Wertpapierdruck zu reduzieren. Durch die Akquisitionen von Iberica und Duran, das Joint Venture mit Durst sowie verschiedene Partnerschaften im Software-Bereich wurde das Portfolio für Verpackungsdruckmärkte weiter ausgebaut. Nach einer Erprobungsphase der neu entwickelten Bogen-Flexomaschine CorruCUT für den analogen Direktdruck auf Wellpappe nahm der renommierte Pilotkunde und Entwicklungspartner Klingele die Maschine nach einem anspruchsvollen Werkstest ab. Mittlerweile produziert die Anlage zweischichtig im Klingele-Werk in Delmenhorst bei Bremen. Mit der Bestellung einer CorruFLEX durch Thimm Packaging Systems erhielt Koenig & Bauer einen strategisch wichtigen Folgeauftrag im Wellpappendruck. Für den digitalen Dekordruck gab Interprint die dritte RotaJET-Anlage in Auftrag. Mit dem sechsten Maschinenverkauf für den digitalen Dekordruck und dem Schlüsselauftrag von Tetra Pak für den digitalen vollfarbigen Getränkekartondruck ist die RotaJET-Digitaldruckplattform im Markt besonders erfolgreich. Ebenfalls gute Früchte trägt die 2016 gestartete Serviceinitiative. Der Service-Umsatzanteil konnte im Koenig & Bauer-Konzern von 25,9 % im Vorjahr auf 28,2 % deutlich ausgebaut werden.
CEO Claus Bolza-Schünemann: „Die von uns adressierten Endmärkte mit dem strukturell wachsenden Verpackungs- und Industriedruck sind fundamental intakt. Wachstum setzt allerdings konjunkturell normale Jahre voraus. Angesichts der hohen Veränderungsdynamik in der Industrie und aufgrund der zunehmenden konjunkturellen Unsicherheiten haben wir beschlossen, zusätzlich erheblich in die Reduzierung der Herstellungskosten zu investieren und unsere Kräfte im Konzern stärker zu bündeln. Mit den Maßnahmen des Effizienzprogramms Performance 2024 wollen wir uns in höherem Maße unabhängig von der Konjunktur und wettbewerbsfähiger für die Zukunft aufstellen.“
Der für das Performance 2024-Programm zuständige Vorstand Dr. Andreas Pleßke erläutert weitere Details: „Mit dem Programm Performance 2024 streben wir derzeit eine Kostensenkung von über 70 Mio. € bis 2024 bei Einmalkosten von 30 bis 40 Mio. € an. Wir erwarten, dass der Maßnahmenkatalog weiter vergrößert wird. Bei den zahlreichen Projekten zur Optimierung der konzernweiten Strukturen und Prozesse steht die substanzielle Senkung der Herstellungskosten im Fokus, um die Ertragssituation im Neumaschinengeschäft deutlich zu verbessern. Dies umfasst Design-to-Cost-Projekte, Einkaufsoptimierungen und weitere Maßnahmen. Darüber hinaus stehen die Bündelung von Aufgaben als Shared Services und die Reduzierung der Holding- sowie der Vertriebs- und Verwaltungskosten auf der Agenda.“
CFO Mathias Dähn fügt hinzu: „Zusätzlich zu den Kostensenkungsprojekten zielt das Effizienzprogramm auf die Reduzierung der Durchlaufzeiten in der Montage und eine beschleunigte Kundenabnahme ab. Neben kürzeren Lieferzeiten werden dadurch ein niedrigeres Working Capital und eine Cashflow-Verbesserung ermöglicht. Mit weiteren Aktivitäten und einem ausgefeilten Maßnahmen-Controlling mit permanentem Monitoring wird an der signifikanten Reduzierung des Working Capitals gearbeitet. Erhebliches Verbesserungspotenzial sehen wir besonders im Wertpapierdruck bei Vorräten und Forderungen durch eine optimierte Vertriebssteuerung und die Forcierung der Exportfinanzierung. Zum umfassenden Maßnahmenpaket gehört auch die Verstetigung der Umsatzentwicklung bei Sheetfed.“
Geschäftsentwicklung 2019 im Koenig & Bauer-Konzern
Nachdem 2019 nicht alle im Wertpapier- und Metalldruck erwarteten Aufträge vergeben wurden, lagen Auftragseingang und -bestand mit 1.141,3 Mio. € bzw. 533,7 Mio. € unter den durch den Ägypten-Großauftrag begünstigten Vorjahreswerten (1.222,0 Mio. € bzw. 610,9 Mio. €). Beim Konzernumsatz wurde mit 1.218,5 Mio. € das Vorjahresniveau erreicht (2018: 1.226,0 Mio. €). Das Ergebnis wurde von den hohen Aufwendungen für die Wachstumsoffensive 2023 belastet. Während fehlende Deckungsbeiträge infolge verzögerter bzw. verschobener Auftragsabschlüsse sowie höhere Kosten bei der Auftragsabwicklung das Ergebnis zusätzlich reduzierten, wirkten sich Einmalerträge positiv aus. Per Saldo wurde mit dem Konzern-EBIT von 56,0 Mio. € eine Marge auf 4,6 % erreicht (2018: 87,4 Mio. € bzw. 7,1 %). Mit 38,4 Mio. € entspricht das Konzernergebnis im Geschäftsjahr 2019 (Vorjahr: 64,0 Mio. €) einem anteiligen Ergebnis je Aktie von 2,31 € (2018: 3,86 €). In Anbetracht der deutlich gestiegenen Unsicherheiten durch die Corona-Krise schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung vor, die Dividendenzahlung für das Geschäftsjahr 2019 auszusetzen und den bei der Holdinggesellschaft Koenig & Bauer AG generierten Bilanzgewinn auf neue Rechnung vorzutragen. Die grundsätzliche Dividendenpolitik, 15 % bis 35 % des Konzernergebnisses auszuschütten, bleibt unberührt.
Geschäftsentwicklung 2019 in den Segmenten
Neben deutlich mehr Serviceaufträgen führten höhere Maschinenbestellungen im Groß- und Mittelformat zu einem Zuwachs des Auftragseingangs bei Sheetfed um 8,9 % auf 625,3 Mio. € (2018: 574,3 Mio. €). Der Umsatz legte gegenüber 2018 (615,9 Mio. €) um 2,6 % auf 631,8 Mio. € zu. Der mit 183,4 Mio. € im Vergleich zum Vorjahr (189,9 Mio. €) leicht niedrigere Auftragsbestand blieb auf einem guten Niveau. Durch den Produkt- und Regionalmix sowie höhere Auftragskosten lag das EBIT mit 19,4 Mio. € unter dem Vorjahr (35,4 Mio. €).
Bei Digital & Web lag der Auftragseingang mit 144,9 Mio. € um 18,0 % unter dem Vorjahreswert von 176,6 Mio. €. Neben dem rückläufigen Offset-Rollenmaschinen-Servicegeschäft waren geringere Bestellungen im flexiblen Verpackungsdruck für diesen Rückgang ausschlaggebend. Der Umsatz ist um 7,4 % von 153,3 Mio. € auf 164,6 Mio. € gestiegen. Per Saldo reduzierte sich der Auftragsbestand zum Jahresende 2019 von 85,8 Mio. € auf 66,1 Mio. €. Das EBIT von –16,5 Mio. € (Vorjahr: –10,2 Mio. €) war durch hohe Markteintritts- und Wachstumsaufwendungen sowie durch das negative Ergebnis im flexiblen Verpackungsdruck belastet.
Bei Special lag der Auftragseingang mit 406,7 Mio. € unter dem durch einen Großauftrag im Wertpapierdruck beeinflussten Vorjahreswert von 505,1 Mio. €. Nach 491,5 Mio. € im Vorjahr wurde ein Umsatz von 463,9 Mio. € erzielt. Der Auftragsbestand lag zum Jahresende 2019 bei 287,3 Mio. € (31.12.2018: 344,5 Mio. €). Durch den niedrigeren Umsatz, Produktmix und die unerwarteten Projektaufwendungen beim Wertpapier-Großauftrag lag das EBIT trotz Einmalerträgen bei 43,9 Mio. € nach 48,2 Mio. € im Vorjahr.
Überdurchschnittliche Bilanzrelationen
Neben hohen Investitionsauszahlungen und der Dividendenzahlung wurde der Cashflow durch Einmaleffekte wie die aus dem Ägypten-Großauftrag resultierende hohe Kapitalbindung beeinflusst. Entsprechend lagen der Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit mit –7,9 Mio. € und der freie Cashflow mit –52,3 Mio. € unter den Vorjahreswerten (66,3 Mio. € bzw. –19,5 Mio. €). Die mit namhaften Banken vereinbarte syndizierte Kreditlinie mit langfristiger Laufzeit stärkt die Stabilität des Konzerns. Bei den Bilanzrelationen ist die Koenig & Bauer-Gruppe mit einer Eigenkapitalquote von 34,3 % gut aufgestellt.
Guidance für 2020
CFO Mathias Dähn: „Bereits vor dem Ausbruch des Corona-Virus waren die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen anspruchsvoll. Angesichts der sich täglich verschlechternden weltwirtschaftlichen Lage durch das Corona-Virus sind die Auswirkungen auf unser Unternehmen und die Erreichung unserer Planung derzeit vollkommen offen. Für 2020 ist unsere Planung, einen gegenüber dem Vorjahr weitgehend stabilen Konzernumsatz und das EBIT-Niveau des Vorjahres – ohne die rund 10 Mio. € Sonderaufwendungen für das Effizienzprogramm – zu erreichen. Allerhöchste Priorität hat derzeit der Umgang mit möglichen Konsequenzen aus der Corona-Krise.“
Der Geschäftsbericht steht als PDF-Download hier zur Verfügung.